Dogville (2013)

AMERIKA in den 1930er Jahren zur Zeit der großen Depressionen. Auf der Flucht, offenbar vor der Mafia, landet die geheimnisvolle Grace in der abgeschiedenen Kleinstadt Dogville in den Rocky Mountains. Der junge Tom Edison, der Schriftsteller werden will, zu diesem Zweck „die menschliche Natur“ studiert und sich im Übrigen als geistiger Erneuerer der kleinen Gemeinde versteht, überredet Grace, sich erst einmal in Dogville zu verstecken. Er ist von ihr fasziniert – und er hofft, den anderen Einwohnern durch die Hilfsbedürftige einige überfällige Lektionen in Sachen Bürgerpflicht und über das Wesen der Gemeinschaft erteilen zu können. Widerwillig lässt sich Grace – und lassen sich die Dorfbewohner darauf ein. Unter der Bedingung, dass sie sich dem Gemeinschafts-leben anpasst und den Bewohnern bei der Arbeit zur Hand geht, darf sie zunächst für eine Probezeit von zwei Wochen bleiben. Mit Beharrlichkeit und Güte gelingt es Grace, das Vertrauen der braven Bürger zu gewinnen. Als jedoch bekannt wird, dass Grace polizeilich gesucht wird, schlägt die Stimmung um - und die Geschichte entwickelt sich sehr anders, als Tom es sich vorgestellt hatte:
Die Dorfbewohner spüren, dass sie Grace in der Hand haben, und das - und vielleicht auch das Gefühl, in ihren inneren Grundfesten durch Graces Menschenfreundlichkeit auf eine irgendwie bedrohliche Weise erschüttert zu sein, - weckt nach und nach ihre niedersten Instinkte. Zunächst wird Grace lediglich ein bisschen mehr gescheucht; dann aber, nach und nach, wird einer nach dem anderen übergriffig, bis die Situation schließlich, nachdem ein Fluchtversuch von Grace gescheitert ist, vollends eskaliert und die Dorfbewohner Grace zur Befriedigung ihrer persönlichen Gelüste wie einen Hund an der Kette halten.
Als schließlich die Gangster, deren Boss sich als Graces Vater entpuppt, wieder auftauchen und sie befreien, kann Grace nach eingehenden Reflexionen nicht länger bei ihrer Haltung bleiben, die Verfehlungen und Verbrechen der Dorfbewohner verstehend zu entschuldigen, und gibt den Befehl, das Dorf und seine Bewohner auszulöschen, um "die Welt ein wenig besser zu machen".

IM JAHR ZUVOR hatten wir mit "ghetto" gemerkt, dass man mit Theater nicht nur unterhalten, sondern auch tief bewegen und zum Nachdenken anregen kann. Das fanden wir toll - und versuchen wollten wir das in diesem Jahr wieder, nur natürlich auf eine ganz andere Weise, sonst wär's ja langweilig gewesen. Mit unserer psychologischen Parabel, ursprünglich ein Film von Lars von Trier,    hatten wir selbst während unseres Probenprozesses und hatte dann auch unser Publikum reichlich Gelegenheit, über "die menschliche Natur" nachzudenken.  An die 600 Zuschauer insgesamt waren an fünf Abenden drei Stunden lang gebannt - und hinterher begeistert und beeindruckt von unserer Inszenierung, auf die wir umso stolzer waren, als uns dieses mit seinem Inhalt und natürlich auch mit seiner schieren Länge ganz schön harte Stück psychisch und physisch Enormes abverlangt hatte.

DOGVILLE IN BILDERN
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